Restitution im Zeichen der Versöhnung

Der Regierungsrat stimmt einer Rückführung von Sammlungsgütern nach Sri Lanka zu.

Das Museum der Kulturen Basel gibt 47 Objekte, darunter einen Zeremonialpfeil und andere Waffen, aber auch Werkzeuge und Töpfe, an eine indigene Bevölkerungsgruppe in Sri Lanka, zurück. Auch das Naturhistorische Museum Basel will 42 Skelette und Schädel dorthin zurückführen. Der Regierungsrat von Basel-Stadt stimmt diesen Restitutionen zu. Sie stellen für die beiden kantonalen Museen einen wichtigen Schritt in der Aufarbeitung der Sammlungen aus kolonialem Kontext dar.

Das Museum der Kulturen gibt 47 Sammlungsgüter an die Gruppe der Veddah, eine indigene Minderheit in Sri Lanka zurück. Bei den Gegenständen handelt es sich um Waffen wie Pfeile und Bögen, aber auch um Alltagsgegenstände wie Taschen, Teller und Töpfe. Auch ein Zeremonialpfeil ist darunter, der als Statussymbol das Oberhaupt der Gruppe charakterisiert. Gleichzeitig will das Naturhistorische Museum Basel 42 Skelette und Schädel von Ahnen der Veddahs in ihre Heimat zurückführen. Auf der Grundlage des Museumsgesetzes stimmt der Basler Regierungsrat beiden Restitutionen zu.

Im November 2022 haben die beiden Museen offizielle Restitutionsbegehren aus Sri Lanka erhalten. Gestellt wurden sie von der Veddah-Community sowie vom zuständigen Ministerium in Colombo. Die Museumsdirektionen und die Museumskommissionen der beiden Häuser unterstützten das Begehren ebenso wie das Rektorat der Universität Basel, denn die Sammlungen sind juristisch gesehen Universitätsgut. Sie beriefen sich dabei auf die Ethischen Richtlinien der ICOM für Museen (International Council of Museums).

Ceylon-Reisen von Fritz und Paul Sarasin
Die Kulturgüter und menschlichen Überreste aus Sri Lanka gelangten mehrheitlich über Fritz (1859-1942) und Paul Sarasin (1856-1929) nach Basel. Die beiden Cousins zweiten Grades prägten über Jahrzehnte das Basler Völkerkundemuseum, heute Museum der Kulturen Basel, und führten in den späten 1890er Jahren das Naturhistorische Museum Basel. Fritz Sarasin leitete auch den Zoologischen Garten.

1883 reisten die beiden Naturforscher erstmals nach Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. Mehrere Jahre lang unternahmen sie auf der Insel zoologische und anthropologische Feldforschungen. Weitere vier Reisen folgten. Aus Aufzeichnungen geht hervor, wie Kleingruppen der Veddah mit tatkräftiger Hilfe durch lokale Kolonialbeamte angelockt und mit Versprechungen unter Druck gesetzt wurden. Gerade der Zeremonialpfeil als Statussymbol des Veddah-Oberhaupts war sicherlich nicht zum Tausch oder Verkauf bestimmt. Die Basler «bezahlten» mit Baumwolltüchern, Glasperlen, Geld und Tabak.

Aufarbeitung des kolonialen Erbes
Die Objekte und menschlichen Überreste der Ahnen der Veddah stammen nachweislich aus kolonialem Kontext. Ihr Erwerb ist aus heutiger Sicht unethisch. Für die Gemeinschaft der Veddah bedeuten die geplanten Restitutionen ein Zeichen der Versöhnung. Im Gegenzug stellt die Restitution für beide Museen ein wichtiger Schritt in der Dekolonialisierung ihrer Sammlungsbestände dar.

Unterstützt mit kantonalen Mitteln für die Provenienzforschung erarbeitet das Museum der Kulturen gegenwärtig einen provenienzhistorischen Überblick über seine immense Sammlung. Es durchleuchtet gezielt seine Bestände auf problematische Erwerbungen aus kolonialem Kontext. Die Förderung des Dialogs und der Zusammenarbeit mit den Herkunftsgemeinschaften spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Naturhistorischen Museum läuft noch bis 2026 ein ebenfalls mit kantonalen Mitteln unterstütztes Projekt, um die Herkunftsgeschichte der 1’600 menschlichen Überreste im Sammlungsbestand aufzuarbeiten, die aus ehemaligen Kolonien stammen.

Hinweise:

Projektreihe «Vor aller Augen» im Museum der Kulturen Basel
Dienstag, 7.5.2024 bis Freitag, 31.5.2024: Dambana, Sri Lanka
Museum der Kulturen | Kalender (mkb.ch)

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